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Jubiläumswallfahrt zum Kirchberg

Ein großes Jubiläum konnte die Pfarrei St. Augustinus mit ihren Filialen in diesem Jahr begehen. Am 28. Juni 2015 machten sich die Wallfahrer frühmorgens auf den Weg zur Wallfahrtskirche Maria im Weingarten auf dem Volkacher Kirchberg, begleitet von den Dettelbacher Musikanten und unserem Pfarrer, Br. Martin Domogalla, der trotz seiner Beeinträchtigungen beim Gehen die Strecke eisern absolvierte.

Seit Jahrhunderten gehört diese Wallfahrt bis in unsere Zeit zu den festen Tagen des Kirchenjahres. Damit wird alljährlich ein Versprechen aus uralter Zeit  erneuert, Dank zu sagen für die Errettung der Stadt aus der Pestnot.

„Im Jahre 1515 grassierte zu Dettelbach die Pest. Daher noch heut zu Tag ein Votiv-Wallgang auf den Kirchberg, einer Wallfahrt bei Volkach, der mit vieler Feierlichkeit und Frequenz begangen wird“
wie der Chronist Dr. Johann Denzinger ( 1857 ) berichtet. Auch wenn der Beginn nicht endgültig geklärt ist, kann es keinen Zweifel daran geben, dass dieser Wallgang seit Jahrhunderten gepflegt wird und wohl auf die Zeit des ausgehenden Mittelalters zurück geht.  

Die Dettelbacher wallen heute auf der Straße hinauf nach Neuses am Berg, wo die Filialen dazu stoßen, um gemeinsam zur Maria im Weingarten zu gehen. Nach drei Stunden war das Ziel erreicht.

Am Fuße des Kirchbergs warteten weitere Gläubige, denen der Fußmarsch wohl zu beschwerlich war. Gemeinsam zog man in die Wallfahrtskirche ein, zum Festgottesdienst mit Domkapitular Paul Weismantel, mit Br. Martin Domogalla und Pater Richard Heßdörfer als Konzelebranten. Im Blick auf den frühen Aufbruch der Wallfahrer am Morgen zitierte P. Weismantel in seiner Predigt ein Morgengebet aus unserer Zeit von Wilhelm Bruners: „Beginne den Tag mit dem Sonnenhymnus, auch bei Nebel. Hol dir die ersten Informationen aus den Liedern Davids - gemeint sind die Psalmen. Dann lies die Zeitung und höre die Nachrichten“. Weismantel ging in seiner mitreißenden Predigt auch auf die Enzyklika von Papst Franziskus ein:

Unser Papst Franziskus hat vor wenigen Tagen seine neue Enzyklika begonnen mit den Worten des Sonnengesangs: „Laudato si - Sei gelobt, sei gepriesen“. Und er beendet diese Enzyklika mit einem großen Gebet, das ich Ihnen am Schluss vorbeten möchte, und beginnt dieses Gebet wieder „Laudato si - Gelobt sei Gott“.

„Loben und Danken als Grundhaltungen dem Leben, der Schöpfung, Gott, den Menschen und sich selbst gegenüber. Wer darauf achtet, der hat im Leben viel gewonnen. Schimpfen gehört auch durchaus zum Leben und ist manchmal Stuhlgang für die Seele. Aber ich habe den Eindruck, manche Seelen leiden am Dauerdurchfall, wenn immer nur gejammert und geklagt, geschimpft wird. Und manche Leute meinen auch noch, dem lieben Gott einen Gefallen zu erweisen, wenn sie den Jammerlappen jeden Tag weiter heraushängen lassen - oh wie schrecklich, auch leider manchmal in unserer Kirche. Loben und Danken!

Vor 500 Jahren, als Ihre Wallfahrt begonnen hat, gab es zwei große Gestalten der Kirche, die da geboren wurden: Teresa von Avila im März und der heilige Philipp von Neri im Juli. Teresa von Avila, diese blitzgescheite, leidenschaftliche, feurige Frau, die ihre Lebens- und Glaubenserfahrungen auf den Punkt bringt, wenn sie sagt: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich verwirren. Alles vergeht, Gott nur besteht. Alles erträgt die Geduld. Wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt. Sólo Diós basta!“ Und der heilige Philipp Neri, der empfiehlt Menschen, die als Gläubige und Gott Suchende unterwegs sind, immer wieder Stoßgebete wie Pfeile in den Himmel zu schießen, weil sie aus dem Herzen des Menschen und des Liebenden direkt ins Herz Gottes treffen. Stoßgebete, oh wie wichtig! Im Alltag, wenn’s drunter und drüber geht, wenn man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, wenn man das Gefühl hat, es ist alles umsonst oder alles verloren“.

P. Weismantel schloss seine Predigt mit dem Rückblick auf die Enzyklika des Papstes:

„Liebe Schwestern und Brüder, ein schönes Jubiläumsgeschenk zum Jubiläumsjahr ihrer Wallfahrt ist die Enzyklika von Papst Franziskus „Laudato si“. Seit Papst Franziskus dieses Lehrschreiben veröffentlicht hat, braucht sich niemand mehr als grüner Spinner vorzukommen, wenn er sich energisch einsetzt für die Bewahrung der Schöpfung. Papst Franziskus redet den Verantwortlichen, den Mächtigen und den Politikern klar und deutlich ins Gewissen, aber auch uns einfachen Otto Normalverbrauchern, dass wir noch viel achtsamer, noch viel ehrfürchtiger mit dieser unserer Schöpfung umgehen und sie nicht wie eine Müllhalde benutzen oder ausbeuten und das Haus unserer Schöpfung so pflegen, schützen und schätzen, dass auch die Generation nach uns dort noch in Frieden und Ruhe wohnen kann. Es sind hohe und große Anforderungen, die darin formuliert sind. Lassen Sie uns mit dem Schlussgebet dieser Enzyklika diese Gedanken beschließen.

 

Allmächtiger Gott

der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist

und im kleinsten deiner Geschöpfe,

der du alles, was existiert,

mit deiner Zärtlichkeit umschließt,

gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,

damit wir das Leben und die Schönheit hüten.

Überflute uns mit Frieden,

damit wir als Brüder und Schwestern leben

und niemandem schaden.

Gott der Armen,

hilf uns,

die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,

die so wertvoll sind in deinen Augen,

zu retten.

Heile unser Leben,

damit wir Beschützer der Welt sind

und nicht Räuber,

damit wir Schönheit säen

und nicht Verseuchung und Zerstörung.

Rühre die Herzen derer an,

die nur Gewinn suchen

auf Kosten der Armen und der Erde.

Lehre uns,

den Wert von allen Dingen zu entdecken

und voll Bewunderung zu betrachten;

zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind

mit allen Geschöpfen

auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.

Ermutige uns bitte in unserem Kampf

für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand

hervorgegangen sind.

Dein sind sie

und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.

Gelobt seist du.

Sohn Gottes, Jesus,

durch dich wurde alles erschaffen.

In Marias Mutterschoß

nahmst du menschliche Gestalt an;

du wurdest Teil dieser Erde

und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.

Jetzt lebst du in jedem Geschöpf

mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.

Gelobt seist du.

Heiliger Geist, mit deinem Licht

wendest du diese Welt der Liebe des Vaters zu

und begleitest die Wehklage der Schöpfung;

du lebst auch in unseren Herzen,

um uns zum Guten anzutreiben.

Gelobt seist du.

O Gott, dreifaltig Einer,

du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe,

lehre uns, dich zu betrachten

in der Schönheit des Universums,

wo uns alles von dir spricht.

Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank

für jedes Wesen, das du erschaffen hast.

Schenke uns die Gnade,

uns innig vereint zu fühlen

mit allem, was ist.

Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt

als Werkzeuge deiner Liebe

zu allen Wesen dieser Erde,

denn keines von ihnen wird von dir vergessen.

Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,

damit sie sich hüten

vor der Sünde der Gleichgültigkeit,

das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern

und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.

Die Armen und die Erde flehen,

Herr, ergreife uns mit deiner Macht

und deinem Licht,

um alles Leben zu schützen,

um eine bessere Zukunft vorzubereiten,

damit dein Reich komme,

das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,

der Liebe und der Schönheit.

Gelobt seist du.

Amen.“

 

Nach dem Gottesdienst und einigen Gesprächen vor der Wallfahrtskirche, machte sich ein großer Teil der Pilger wieder zu Fuß auf den Weg zurück nach Dettelbach.

Auch das Gesellige darf bei einer Wallfahrt nicht zu kurz kommen. Daher wurde in Escherndorf eine Pause eingelegt, um sich in der „Gifthütte“ für den restlichen Rückweg zu stärken.

Am Nachmittag kamen die Pilger erschöpft wieder in Dettelbach an und beendeten diese Wallfahrt mit einer Andacht in der Pfarrkirche.                                                                                            

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